Unsere Gäste äußern sich öfter über die Artenvielfalt in unserem Garten: Da gibt es reichlich Vogelgezwitscher, Eidechsen sonnen sich, selbst Feldhasen haben hier mindestens zwei Gehecke pro Jahr – und das bei inzwischen drei Kleinen Münsterländern im „Revier“. Oft handelt es sich bei den Gästen um Katzenbesitzer.
Unsere Gäste äußern sich öfter über die Artenvielfalt in unserem Garten: Da gibt es reichlich Vogelgezwitscher, Eidechsen sonnen sich, selbst Feldhasen haben hier mindestens zwei Gehecke pro Jahr – und das bei inzwischen drei Kleinen Münsterländern im „Revier“.
Oft handelt es sich bei den Gästen um Katzenbesitzer.
Sie ahnen bestimmt schon, wohin die inhaltliche Reise dieses Artikels gehen soll? Um es vorweg zu nehmen: Für mich sind Katzen als perfekte Jäger faszinierende Lebewesen.
Und nicht nur für mich: In einer Studie hat der britische Verhaltensforscher Desmond Morris die Lieblingstiere von tausenden Kindern erfragt. In absteigender Reihenfolge nannten sie Affe, Pferd, Hund, Bär, Schimpanse, Papagei und Löwe. Die Katze kam (erst) an achter Stelle.
In den Medien allerdings sind Katzen nahezu omnipräsent: Katzenvideos überschwemmen geradezu alle Videoplattformen. Meist sind sie niedlich und lustig oder versuchen zumindest, eines davon zu sein.
Leider hat das sehr wenig mit der rauen Wirklichkeit zu tun: Katzen streunen, jagen und töten alles, was kleiner als sie ist und sich bewegt und hinterlassen einen enormen ökologischen Fußabdruck.
Fragt man bei Katzenbesitzern nach, weshalb sie sich ausgerechnet eine Katze und kein anderes Tier angeschafft haben, so begründen sie das meist mit dem Stolz und der Unabhängigkeit des Tiers. „Katzen kann man nicht dressieren“, heißt es (daher wird es auch meist gar nicht versucht), „sie machen nur, was sie wollen.“ Oft hängen sie sogar Postkarten mit Sprüchen wie: „Hunde haben Besitzer, Katzen haben Untertanen“ auf.
Katzen jagen und töten. Auch wenn eine Hauskatze noch so gut gefüttert wird, lebt sie ihre angeborenen Triebe aus. Bei Hunden werden diese durch Erziehung beherrscht, bei Katzen kann oder will man das nicht. Eine Katze tötet alles, was sich bewegt und nicht größer ist als sie selbst. Bei jedem größeren Tier würde bei so einem Verhalten die Polizei alarmiert. Aber so beobachten die Halter oft interessiert, wie ihr kleiner Liebling eine Maus, einen Singvogel oder ein anderes wehrloses Wirbeltier zu Tode spielt. Dieses wird dann meist aber nicht gefressen, sondern der Stubentiger hat offensichtlich Spaß daran.
Um dieses Verhalten einordnen zu können, stellen wir uns folgendes fiktives Szenario vor: Ein „halbscharfer“ Hund fängt eine Katze, verletzt sie und traktiert sie immer weiter mit kleinen Bissen, bis sie nach einer halben Stunde endlich verendet ist. Dies geschieht auf einer großen, gut frequentierten Wiese, und der Halter des Hundes steht daneben und schaut dem Treiben des Hundes amüsiert zu. Bitte malen Sie sich die Reaktionen aus, die diesem Hundehalter von seinen Mitmenschen entgegenschlügen (von den einschlägigen Lobbyverbänden mal ganz zu schweigen). Bei Katzen aber ist dieses Verhalten gegenüber kleineren Lebewesen toleriert.
Skaliert also die ökologische Wichtigkeit eines Lebewesens mit seiner Größe – oder gar mit seiner Niedlichkeit?
Dabei ist das Problem weniger die einzelne Katze, sondern ihre schiere Masse: Nach einer Schätzung des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe leben in Deutschland ca. dreizehn Millionen Hauskatzen. Dazu kommt noch über eine Million verwilderter Exemplare. Hier ist also eine regelrechte Armee an Beutegreifern aufmarschiert, die die Anzahl der natürlichen Prädatoren um ein Vielfaches übertrifft.
Welche Auswirkungen dies auf unsere Kleintierfauna – insbesondere Niederwild und Bodenbrüter – hat, kann man sich vorstellen. Katzen haben seit Anfang des 17. Jahrhunderts mindesten 33 Vogelarten und 28 Säugetierarten (allein in Australien) ausgerottet. Statistisch geht man heute davon aus, dass jede gefütterte Katze (Freigänger) pro Tag vier Wirbeltiere tötet. In der gründlichsten zu diesem Thema veröffentlichten Studie, die vor vier Jahren in den Vereinigten Staaten publiziert wurde, wird aufgelistet, dass jedes Jahr in den USA ca. ein bis vier Milliarden Singvögel sowie sechs bis zwanzig Milliarden Säugetiere in den Krallen beziehungsweise Mägen von Katzen landen. Amphibien, Reptilien und andere Tiere wurden in der Studie noch nicht berücksichtigt.
„Die will doch nur spielen“
Oft wird damit argumentiert, die Katze folge nur ihren gesunden natürlichen Instinkten, das „sei eben so in der Natur“. Dieses Argument ist – wie meist bei gelungener Demagogie – halb richtig: Ja, die Katze folgt ihren Instinkten, aber nein: Natur ist das nicht. Unser Lebensraum wird durch die Hauskatzen mit einem Übermaß an Prädatoren bestückt, die unter natürlichen Bedingungen niemals in ihm überleben könnten. Für das Überleben sorgt u.a. das nicht oder kaum noch vorhandene Territorialverhalten der Hauskatzen – eine einheimische Wildkatze benötigt im Vergleich ein mindestens 50 Hektar großes Territorium zum Überleben – die Zahl der Hauskatzen liegt mindestens um das 60-Fache höher. Weiterhin sorgen die medizinische Betreuung und Fütterung mit exquisitem
Katzenfutter (das nach höchsten Qualitätsmaßstäben hergestellt wird), für die Überschwemmung des Lebensraums mit bestens versorgten Beutegreifern, die zwar satt sind, aber dennoch jagen und töten wollen – weil es ihnen große Freude bereitet. Katzen sind Haustiere. Haustiere haben Halter. Halter sind für ihre Tiere verantwortlich. Diese einfache Gleichung gilt eigentlich immer, nur bei Katzen scheint sie außer Kraft gesetzt zu sein. Wer sein Pferd frei laufen lässt, und dieses frisst jemandem die Rosen ab, zertrampelt seinen Garten und hinterlässt einen Haufen Pferdeäpfel – dann muss selbstverständlich der Halter dafür aufkommen. Niemand käme auf die Idee, zu argumentieren, dass das aber in der Natur des Pferdes läge. Nur bei der Hauskatze soll auf einmal alles anders sein? Wohl kaum!
Der enorme Eingriff in die Natur, den Hauskatzen verursachen, ist nicht zu leugnen. Wir Jäger haben darauf immer schon hingewiesen. Dringend notwendige Maßnahmen zur Eindämmung der Katzenpopulation sind der Bevölkerung – vor allem naturfernen Katzenhaltern – nur extrem schwer zu vermitteln.
Was könnte man vernünftigerweise tun? Am einfachsten wäre es, die Stubentiger auch in der Stube zu lassen – ein großer Katzenkäfig (Zwinger mit Dach) ist zu empfehlen. Diese einfachste Möglichkeit, den „Tiger“ unter Kontrolle zu halten, wird leider nur von sehr wenigen verantwortungsvollen Katzenbesitzern akzeptiert und praktiziert. Deshalb sind umfangreichere Maßnahmen von Nöten: Man müsste erstens alle Katzenbesitzer dazu verpflichten, ihre Tiere chippen und sie registrieren zu lassen. Dann müsste man als zweites alle Katzen besteuern. Weiterhin könnte man vorschreiben, dass jede Hauskatze mit dem Eintreten der Geschlechtsreife sterilisiert wird, um die wilde und ungezügelte Vermehrung zu begrenzen. Eine vierte Maßnahme, die in den USA schon länger praktiziert wird, ist das Entfernen der Krallen (OP unter Narkose beim TA), was ebenfalls der Artenvielfalt zugute käme.
Ein weiterer Ansatz, auch dem Elend der verwilderten Katzen vorzubeugen, wäre, die Jägerschaft ohne Anpöbeleien ihrer im Gesetz niedergelegten Aufgabe nachgehen zu lassen. Man fragt sich, weshalb man überhaupt noch keine Katzensteuer eingeführt hat, zumal die Zeiten der Katze als Nutztier längst vorbei sind (bis auf wenige Ausnahmen z.B. auf Bauernhöfen). Beim Halten von beispielsweise Hunden ist eine Besteuerung, Reglementierung und Beseitigung der Hinterlassenschaften selbstverständlich. Warum sollten Katzenbesitzer in keiner Weise für das Tun ihres Haustiers verantwortlich sein? Eine Antwort auf diese Frage findet sich in einem Artikel der FAS vom 19.01.2017: „Ganz einfach: weil der Hund ein Muster an Treue und Solidarität ist, der sogar häufig tut, was man ihm sagt. Katzenliebhaber dagegen spiegeln sich im Freiheitsstreben und Geheimnisvollen, das sie selbst angeblich genauso umweht wie das angehimmelte Raubtier. Wenn man solche Parallelen schon ziehen will, könnte man genauso gut sagen: Katzen und ihre Halter sind ein neoliberaler Ausbund an Egoismus, Rücksichtslosigkeit und asozialem Verhalten.“
Zusammenfassend und ausblickgebend muss folgendes festgestellt werden:
Katzen sind eine Geißel im Niederwildrevier – aber auch sie verdienen eine tierschutzkonforme Entnahme. Am besten lässt sich das mit einer effizienten Fallenjagd (hier bitte die jeweiligen Landesjagdgesetze beachten) bewerkstelligen. Angenehme Nebeneffekte sind die, dass man auch die anderen Prädatoren wie Waschbär, Fuchs, Dachs … kurz bzw. im biologischen Gleichgewicht hält.
Neben der Fallenbejagung möchte ich im Allgemeinen auf die Bejagung im Kunstbau verweisen. Diese Art von Niederwildhege ist ebenfalls sehr effizient und empfehlenswert.
Ich möchte es an dieser Stelle auch nicht versäumen, auf den raubwildscharfen Jagdhund – in unserem Falle den Kleinen Münsterländer, einzugehen. Denn dieser ist als „Notanker“ – für den Fall, dass ein Stück krank geschossen wurde – für die waidgerechte Erlösung desselben selbstverständlich.
Deshalb u.a. müssen wir in unserer Zucht immer darauf achten, nur wild- und raubwildscharfe Elterntiere einzusetzen, denn nur solche Zuchttiere sind wirklich jagdlich geeignet (JE) und mit großer Wahrscheinlichkeit (bei entsprechender Prägung) werden es ihre Nachkommen auch. Anmerken möchte ich diesbezüglich, dass in Österreich der deutsche Härtnachweis (HN) einer – wie ich sehr treffend finde – Jagdeignung (JE) entspricht
Wir Jäger und Jagdhundeleute sind schließlich die Tierschützer ersten Ranges und haben auch die Pflicht, die Artenvielfalt zu erhalten. Dies geht allerdings nur mit einer effizienten Prädatorenentnahme – im Speziellen der der Katze. Und wenn hier jemand meint, das könnte doch das liebe Haustier von irgendjemandem sein und hat deshalb vielleicht ein schlechtes Gewissen, der sollte sich dann bitte auch das unverantwortliche und ignorante Verhalten der Katzenbesitzer vor Augen führen und das elende Siechtum der armen Kreaturen, die die Katze nur aus Spaß am Töten täglich mehrfach zu Tode quält.
Wer sich evtl. zu dieser Thematik fortbilden möchte, den kann ich u.a. den im Spektrumverlag veröffentlichten Artikel: „Schaden Katzen unserer Vogelwelt?“ von Daniel Lingenhöhl (24.07.2015) empfehlen.
Mit Waidmannsheil – André Hentze (AK 3 – Öffentlichkeitsarbeit) Juli 2017
